
FVEE-Jahrestagung: Wie die Forschung zur Wärmewende beiträgt
Die Wärmewende erfolgreich umsetzen – technisch, wirtschaftlich und politisch. Das Fokusthema der Jahrestagung des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien (FVEE) ist aktueller denn je. In zahlreichen Vorträgen haben Forschende neue Technologien und Strategien dafür vorgestellt.
Auf der Tagung Mitte Oktober tauschten sich die Expertinnen und Experten darüber aus, wie sich die Wärmewende beschleunigen lässt. Die Leiter der Veranstaltung betonten, wie dringend eine nachhaltige sozialverträgliche Wärmeversorgung sei und, dass bereits genügend Wissen für die kommenden Schritte vorhanden sei. Jetzt gelte es, dieses in ein ganzheitliches Konzept einzubringen, um die Wärmeversorgung klimaneutral und effizient zu realisieren.
Dr. Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betonte, die Aktualität der Problematik Wärmeversorgung. Es sei wichtig, den Wärmesektor, der immer im Schatten des Stromsektors gestanden hätte, genauer zu betrachten. Die Schlüsseltechnologien, die es brauche, um von Kohle, Öl und Gas wegzukommen, müssten nochmals beschleunigt werden: Energieeffizienz und Sanierung, Wärmepumpen und zu einem geringeren Teil Biomasseheizungen sowie grüne Fernwärme. Graichen verwies zudem auf den Förderaufruf Klimaneutrale Wärme und Kälte des BMWK und rief die Forschenden dazu auf, sich mit Ihren Ideen zu beteiligen.
Im Laufe der Tagung gaben Expertinnen und Experten aus dem Gebäude-, Industrie- und Wärmesektor Einblicke in den aktuellen Forschungsstand. Sie präsentierten technologische und konzeptionelle Lösungen und Ansätze, die dazu beitragen, die Wärmewende zeitnah umzusetzen. Dabei spielt neben dem Beitrag zum Klimaschutz auch die Versorgungssicherheit eine wichtige Rolle.
Einige Wortbeiträge finden Sie in diesem Video:
Gebäude sanieren und intelligent betreiben
Im Gebäudebereich thematisierte die Tagung unter anderem Hemmnisse und Lösungsansätze, um Bestandsgebäude energetisch zu sanieren. Rund 20 Millionen Einzelgebäudeheizungen sind aktuell noch auf fossile Energieträger angewiesen und müssen in den kommenden Jahren auf erneuerbare umgestellt werden. Technologische und wirtschaftliche Ansätze waren daher ebenso Gesprächsthema wie die Akzeptanz und der Fachkräftemangel beziehungsweise der notwendige Schulungsaufwand für das vorhandene Personal.
So diskutierten die Expertinnen und Experten etwa darüber, wie Wärmepumpen in die breitere Anwendung gebracht werden können und wie sich dabei systemische Herausforderungen überwinden lassen. Auch die bisher ungenutzten Potenziale von tiefer Geothermie wurden während der FVEE-Tagung thematisiert. Rund 25 Prozent des deutschen Wärmebedarfs ließen sich darüber decken, heißt es in der Pressemitteilung des FVEE. Gelingt es zudem, Gebäude zukünftig intelligenter und damit effizienter zu betreiben, leiste dies einen wichtigen Beitrag zum Gesamtenergiesystem.
Wärme flexibel in der Industrie einsetzen
In der Industrie ist die Prozesswärme ein wichtiger und energieintensiver Baustein. So macht sie global rund ein Fünftel der genutzten Energie aus. Auf der FVEE-Tagung präsentierten Forschende verschiedene Lösungsansätze, wie Prozesswärme nachhaltiger zur Verfügung gestellt werden kann – etwa durch Hochtemperatur-Wärmepumpen, konzentrierte Solarenergie oder Bioenergie. Neben nachhaltigeren Energiequellen spielt in der Industrie jedoch auch der effiziente und bedarfsgerechte Einsatz von Prozesswärme eine wichtige Rolle. Hier sprachen die Forschenden insbesondere über Möglichkeiten, mit denen sich Prozesswärme einsparen lässt, und über Hochtemperatur-Wärmespeicher. Diese können Wärme flexibel und zeitunabhängig zur Verfügung stellen. Weiterhin thematisierten die Expertinnen und Experten, welche nachhaltigen Energieträger für die wärmeintensive Industrie geeignet sind.
Systemische Lösungen für den Wärmesektor finden
Die FVEE-Tagung hat erneut gezeigt, dass die Forschung viele gute Ansätze bereitstellt, um die Wärmewende erfolgreich umzusetzen. Im Vergleich zum Stromsektor ist der Wärmesektor jedoch deutlich komplexer und heterogener. Daher gelte es, die Forschungsansätze zu bündeln und in systemischen Lösungen zusammenzubringen. Durch die ganzheitliche Perspektive würden alle Dimensionen miteinbezogen und Stärken und Schwächen werden frühzeitig erkannt, so die Veranstalter.