Symboldbild Solarthermie
©Ingo Bartussek - stock.adobe.com
11.05.2022 | Energiewendebauen, Erneuerbare Energien, Start-ups

Traditionelles Solarthermie-Branchentreffen diskutiert neue Klimaziele

Die Solarthermiebranche konnte sich im Mai wieder persönlich treffen. Nicht nur die aktuellen Marktdaten, sondern auch die Klimapläne der neuen Bundesregierung waren dabei wichtige Gesprächsthemen.

Nach zwei Jahren im Onlineformat konnte sich die Solarthermiebranche Anfang Mai wieder zum traditionellen Symposium Solarthermie und innovative Wärmesysteme treffen. Und dies erstmals unter weiblicher Leitung: Karin Rühling vom Institut für Energietechnik der TU Dresden begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im oberfränkischen Kloster Banz gleich mit Klartext: „Schönrechnen auf 65 Prozent oder ehrliche Beiträge zur Wärmewende mit nachhaltiger heimischer Produktion?“, so die Kernfrage ihres Beitrags.

Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Forschung und Stadtwerken diskutierten beispielsweise die Elektrifizierung des Wärmebereichs und mögliche Synergieeffekte von Solarthermie und Wärmepumpe. Und das vor dem Hintergrund des ambitionierten Ziels von 65 Prozent erneuerbare Energie, mit der laut der Bundesregierung ab 2024 jede neu gebaute Heizung betrieben werden soll. Insbesondere Industrievertreter mahnten einen gut geplanten Fahrplan für die kurzfristige Einführung an, schließlich müssten auch Fachhandwerker und Eigentümer nun schnell miteingebunden werden können. Was nicht immer einfach werden dürfte; immerhin wurde bis vor kurzen noch der Einbau von Erdgas-Brennwertkesseln staatlich gefördert.

Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer beim Vortrag von Abteilungsleiter Christian Maaß.
Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer beim Vortrag von Abteilungsleiter Christian Maaß. (Foto: Conexio-PSE GmbH)

Hier forderte der neue Leiter der Abteilung II Energiepolitik, Wärme und Effizienz im BMWK, Christian Maaß, mehr Tempo für die Unabhängigkeit von den fossilen Ressourcen Öl und Gas. Das bewährte Prinzip der Technologieoffenheit bestehe sehr wohl fort, allerdings mit besonderer Fokussierung auf Wärmepumpen als zentrale Technologie für den Ein- und Zweifamilienhausbereich, Wärmenetze und energetische Sanierung im Gebäudebestand. Verschiedene Instrumente seien geplant: eine Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes GEG, die anstehende Bundesförderung effiziente Wärmenetze BEW oder eine Aktualisierung der Wärmelieferverordnung.

Grundsätzlich waren sich die teilnehmenden Expertinnen und Experten einig, dass die Solarthermie zum Lösungspaket eines klimaneutralen Energiesystems gehört und eine Wärmewende ohne Solarthermie nicht möglich ist. Bekannte aktuelle Studien gehen allerdings von einem sehr unterschiedlichen Potenzial aus, die Anteile reichen bis 100 Terawattstunden (TWh) pro Jahr. Ein großer Anteil davon mit wärmenetzgebundener Versorgung. Dabei ist Solarthermie – die per se mit Speicherung umgesetzt wird – nach vielen Berechnungen eine langfristig verlässlich planbare Option – mit regionaler Wertschöpfungskette in Deutschland.

Diskussionen über Grundlagen und Zukunftstechnologien

Wichtig ist schon die Definition von Klimaneutralität. So lässt sich diese virtuell über einen Emissionshandel erfassen, bilanziell über ein Jahr oder ganz konkret über sogenannte Viertelstundenwerte. Eine virtuelle Bilanzierung kann nämlich verschleiern, dass es durch den (ausgeglichenen) Netzbezug durchaus zu Emissionen kommen kann.

Weitere diskutierte Themenfelder waren innovative solare Gebäudeversorgungskonzepte, Solarthermie in Wärmenetzen, solare Prozesswärme, Gebäudeintegration, aber eben auch innovative Komponenten wie photovoltaisch-thermische Systeme (PVT) und Systemlösungen mit Wärmepumpen, oberflächennaher Geothermie und Biomasse. In einem Ausstellerforum zeigten zahlreiche Hersteller, welche Lösungen der Markt derzeit bereithält. Im Vorfeld zum Symposium hatte zudem wiederholt ein gut besuchter Industrieworkshop mit dem Schwerpunktthema PVT-Kollektoren stattgefunden.

Solarthermiemarkt bleibt stabil

Nach einigen Jahren mit Marktrückgang verzeichnete der deutsche Solarthermiemarkt im vorletzten Jahr eine leichte Wachstumstendenz, im letzten Jahr stagnierte er auf diesem Niveau (einem Zubau von 640.000 m²). In Deutschland sind Stand Ende 2021 insgesamt 21,6 Millionen m² in 2,5 Millionen Anlagen installiert. Das erste Quartal 2022 ist mit fünf Prozent über dem Vorjahresniveau hoffnungsvoll gestartet. Der BSW Geschäftsklimaindex des Bundesverbands Solarwirtschaft ist auf einem 14-Jahres-Höchststand. Vakuumröhrenkollektoren gewinnen Marktanteile hinzu.

Im Bereich solare Prozesswärme sind 451 Anlagen (30.522 m²) bekannt, im letzten Jahr sind zehn Anlagen mit 538 m² zugebaut worden, nach wie vor kein einfaches Anwendungsfeld entgegen ursprünglichen Prognosen (etwa im „Fahrplan Solarwärme“).

Für den Bereich Solare Wärmenetze war 2021 insbesondere durch die Verunsicherung über das In-Kraft-Treten der BEW-Förderung und die witterungsbedingte ungünstige Pönalenregelung iKWK ein Flautejahr. Nur eine Anlage mit 5.691 m² ging in Betrieb, geplant sind aber Anlagen von insgesamt 38.000 m². Derzeit sind 45 solarthermische Großanlagen mit 112.325 m² in Wärmenetzen in Betrieb.

Der Markt bietet also weiterhin Potenzial – das deutete auch das Schlussstatement des Symposiums mit dem Namen „Solarthermie – da geht was!“ an. Das Symposium gilt als wichtigstes Forschungsforum für Solarthermie im deutschsprachigen Raum. Die Tagung umfasste in diesem Jahr insgesamt 24 Fachvorträge, 28 Posterbeiträge sowie sieben Thementische. Das nächste Symposium beginnt am 9. Mai 2023.

Newsletter

Mehr erfahren? Der Newsletter der Angewandten Energieforschung:

Forschungsnetzwerke Energie – jetzt Mitglied werden!

Bioenergie
Energiewendebauen
Erneuerbare Energien
Flexible Energieumwandlung
Industrie und Gewerbe
Start-ups
Stromnetze
Systemanalyse
Wasserstoff