Symposium für kommunale Wärmeplanung bringt Forschung und Praxis zusammen
Die Wärmewende ist in der Energieforschungspolitik des BMWK ein zentrales Thema. Auf lokaler Ebene nimmt sie mit dem Gesetz zur bundesweiten Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung in der Praxis Fahrt auf. Das war der Fokus des Symposiums der Forschungsnetzwerke Systemanalyse und Energiewendebauen.
Rund 10.700 Kommunen haben nun die Aufgabe, jeweils lokal Konzepte für eine klimaneutrale Wärmeversorgung umsetzen zu müssen. Unter den 200 Teilnehmenden am 17. und 18. April im Berliner Umweltforum waren somit neben Forschenden aus den Forschungsnetzwerken Systemanalyse und Energiewendebauen auch ein Viertel der Teilnehmenden Fachleute aus der Praxis. Somit bot die Veranstaltung eine gute Austauschbasis für die Verbindung der Bedürfnisse vor Ort in den Kommunen und den Entwicklungen aus der Forschung.
In seiner Eröffnungsrede betonte Dr. Jan Peter Klatt, Leiter Referat IIA2 „Grundsatzfragen der Wärmewende, Wärmeplanung“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das große Potenzial von kommunaler Wärmeplanung für die Wärmewende. Die Bereitstellung von Wärme erfolgt überwiegend durch fossile Energieträger. Der Wärmesektor ist damit aus seiner Sicht zentral, um die Klimaziele erreichen zu können. Für den Erfolg kommunaler Wärmeplanung ist eine systemische Herangehensweise entscheidend und damit auch die Systemanalyse, um die nötige Basis bereitzustellen, erläuterte Klatt. Aus diesem Grund begrüßte er die Zusammenarbeit der Forschungsnetzwerke Systemanalyse und Energiewendebauen im Rahmen des Symposiums.
Klimaneutrale Wärmeplanung: Sektoren und heterogene Akteursstrukturen gemeinsam betrachten
Robert Brückmann, Leiter des Zentrums kommunale Wärmewende der dena, ging in seiner Keynote darauf ein, wie Wärmeplanung in Kommunen konkret umgesetzt werden kann und wie Systemanalyse dazu praktisch beitragen kann. Hierzu zählen im Wärmeplanungsprozess Bestandsanalysen von Wärmebedarfen und –verbräuchen, die Potenzialanalyse für mögliche Wärmequellen und die Berechnung von Zielszenarien. Robert Brückmann ging dabei auch auf die große Herausforderung der Datenbeschaffung, -analyse und -erfassung ein, um die für die Berechnungen essenziell notwendigen qualitativen und quantitativen hochwertigen Bestandsdaten zu erhalten. Anders als im Stromsektor ist es laut Brückmann im Wärmesektor deutlich schwieriger, die notwendigen Daten zu erhalten, aufgrund von deutlich heterogeneren und größeren Akteursgruppen. Er betonte, dass das 8. Energieforschungsprogramm des BMWK Forschenden sehr viele Möglichkeiten an die Hand gibt, ihre Forschung zielgerichtet für die Wärmeplanung umsetzen zu können. Er rief auch dazu auf, in die Forschung zwingend kommunale und lokale Akteure aus der Praxis einzubinden und darauf zu achten, dass allgemeinverständliche Ergebnisse entstehen.
Anschließend lag der Fokus des Symposiums nach Impulsvorträgen von Tobias Beckhölter, RWTH Aachen, und der Begleitforschung Energiewendebauen sowie von Sarah Henn von der Enerko GmbH und einer anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Carsten Beier von Fraunhofer UMSICHT, auf den Workshopsessions, um das Thema kommunale Wärmeplanung konkreter zu erarbeiten.
Poster Abstracts
Alle Projekte, die sich am ersten Tag auf dem Markt der Ideen mit einem Poster vorgestellt haben, werden auf der Veranstaltungswebsite mit einem Abstract vorgestellt.
Zur Seite8. Energieforschungsprogramm: Forschungsförderung für den Praxistransfer
Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Dr. Fabian Werner, Referent im Referat IIB4 „Energieforschung –Grundsatzfragen und Strategie“ im BMWK. In seiner Rede betonte er, dass Forschung und Praxis nun mit dem Wärmeplanungsgesetz einen eindeutigen Handlungsauftrag haben, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu setzen. Des Weiteren präsentierte er die Kernziele des BMWK in Bezug auf die Missionen des 8. Energieforschungsprogramms. Die zielorientierte Ausrichtung der Forschungsförderung zeige insbesondere die Mission Transfer mit ihrer dezidierten Anwendungsorientierung. Zudem berichtete Werner, dass das Ministerium einen Förderaufruf zu kommunaler Wärmeplanung plant, um dem bedeutenden Forschungsthema den nötigen Entwicklungsraum zu geben.
Aus der Praxis: Wärmeplanung in ländlich geprägten Kommunen
In der anschließenden Keynote berichtete Tjarko Tjaden, Klimamanager der Stadt Aurich, von den Herausforderungen einer kleinen, ländlich geprägten Kommune ohne Stadtwerk. Aurich hatte für die Vergabe einer kommunalen Wärmeplanung mit einer Nachbarstadt zusammengearbeitet, um Kapazitäten zu bündeln. Nach der bereits abgeschlossenen Bestands- und Potenzialanalyse berechnen die Expertinnen und Experten hier nun Szenarien für eine klimafreundliche Wärmeversorgung. Anschließend leiten sie hieraus Handlungsstrategien und –maßnahmen zur Senkung des Wärmebedarfs sowie für eine treibhausgasneutrale Deckung des Gebäudewärmebedarfs ab. Ziel der Stadt ist es, innerhalb der nächsten fünf Jahre mit der Umsetzung zu beginnen. Dabei setzt Aurich auf eine umfangreiche Beteiligung aller Akteure und der Öffentlichkeit, unter anderem durch eine Website.
In den folgenden Workshopsessions haben die Teilnehmenden über die für sie relevanten und aktuellen Themen sowie die zukünftige Strukturierung der Forschungsnetzwerkarbeit diskutiert. Danach schloss eine weitere Arbeitssession zu den Fachthemen an.
Videos
Die Grußworte und Keynotes des Symposiums sind auch auf dem YouTube-Kanal @energieforschung verfügbar.
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