Damit Kommunen ihre BewohnerInnen vom Kern bis zur Randlage mit klimafreundlicher Wärme versorgen können, ist ein Planungskonzept wichtig.
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03.06.2022 | Energiewendebauen

Kommunale Wärmeplanung: Arbeitsauftrag für Stadtwerke

Nutzungspläne, Prognosemodelle und verbindliche Regelungen: Viele Kommunen wollen in den kommenden Jahren eine kommunale Wärmeplanung umsetzen. Wie das erfolgreich gelingen kann und wie sich der Bund einbringt, zeigte eine Veranstaltung aus der Reihe SW.aktiv auf.

Wärmeplanung ist ein zentraler strategischer Prozess der Kommunen zur langfristigen Gestaltung der Wärmeversorgung. Stadtwerke spielen als zentrale Akteure in diesem Kontext eine bedeutsame Rolle. Das Thema »Kommunale Wärmeplanung – Was heißt das für Stadtwerke?« stand daher im Zentrum der sechsten Veranstaltung der digitalen Reihe SW.aktiv.Eine Umfrage zu Beginn der Veranstaltung zeigte: Die deutliche Mehrheit der fast 200 Teilnehmenden hat selbst noch keine kommunale Wärmeplanung durchgeführt, in den meisten Kommunen ist dies jedoch für die Zukunft angedacht.

Erster Referent war Dr. Dominik Schäuble aus dem Referat für Wärmenetze, Wärmeplanung und kommunale Wärmewende des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Er berichtete in einem Impulsvortrag von aktuellen Überlegungen des BMWK zur kommunalen Wärmeplanung. Dabei betonte er die extrem hohe Bedeutung dieses zentralen Instruments, für das zukünftig eine bundesweite Verbindlichkeit geschaffen werden soll. Die konkrete Ausgestaltung werde aktuell geprüft.

Im Anschluss stellte Jan Walter vom Deutschen Institut für Urbanistik ein im Februar veröffentlichtes Kurzgutachtens vor. Er unterstrich, dass die kommunale Wärmeplanung Koordination, Interessensausgleich, Verständigung und Verbindlichkeit schafft und damit eine Orientierung und Klarheit für die Akteure bietet. Er ging zudem auf die vier Schritte der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung ein und identifizierte zentrale Handlungsbedarfe.

Erfahrung mit der Umsetzung kommunaler Wärmeplanung

Das erste Bundesland, in dem die kommunale Wärmeplanung verpflichtend eingeführt wurde, ist Baden-Württemberg. Von ihren Erfahrungen mit der Umsetzung in Konstanz berichteten Lorenz Heublein (Stabstelle Klimaschutz der Stadt Konstanz) und Niklas Reichert (Strategische Wärmenetzplanung der Stadtwerke Konstanz). Auf Basis eines festgelegten Klima-Zielpfades und des erarbeiteten Energienutzungsplans wird dabei aktuell in einem iterativen Prozess unter Einbeziehung zahlreicher Stakeholder eine strategische Wärmenetzplanung erarbeitet.

Auch in Düsseldorf wurden ehrgeizige Klimaziele ausgerufen und Maßnahmen geplant. Dr. Susanne Stark, Leiterin Energiepolitik und energiewirtschaftliche Grundsatzfragen der Stadtwerke Düsseldorf, stellte dazu Erfahrungen und Perspektiven des »Düsseldorfer Wegs« zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2035 vor. Mithilfe von Wärmeatlas und Prognosemodell der Stadtwerke Düsseldorf wurde ein umsetzbarer Wärmeentwicklungsplan erarbeitet, der einen massiven Ausbau der Fernwärme beinhaltet.

Reger Austausch: Regionen in die Wärmeplanung einbinden

In der anschließenden Diskussion, die sich noch weit über das Veranstaltungsende hinauszog, wurden verschiedene Punkte aus den einzelnen Vorträgen erneut aufgegriffen. Viele Herausforderungen sind noch zu lösen, wie auch eine Umfrage unter den Teilnehmenden zeigte. Es herrschte jedoch ein breiter Konsens, dass die Verbindlichkeit der kommunalen Wärmeplanung und der dort getroffenen Festlegungen sehr wichtig ist und dringend nötige Investitionsentscheidungen ermöglicht. Jede Kommune muss dabei ihren eigenen Weg finden, es kann jedoch auf Erfahrungen und Erfolgsmodelle von anderen zurückgegriffen werden. Ein wichtiger Punkt war die Erkenntnis, dass innerhalb von Städten in der Regel keine ausreichenden Mengen an erneuerbaren Energien zur Verfügung stehen. Daher ist es unerlässlich, die umliegende Region in die Wärmeplanung einzubinden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Einbindung aller relevanten Akteure sowie der Öffentlichkeit.

Und schließlich gilt, dass die kommunale Wärmeplanung nur der Anfang ist: Nach der Planerstellung muss auch die Umsetzung erfolgen. Dazu müssen möglichst bald der erste Schritt gegangen, der strategische Prozess gestartet und schnelle Entscheidungen getroffen werden, da ein massiver Handlungsdruck vorliegt.

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