Kommunale Wärmeplanung: Das ist für Stadtwerke und Energieversorger wichtig
Bei einer Veranstaltung der Reihe SW.aktiv informierte der Themenverbund "Aktivierung der Stadtwerke" zum Stand der kommunalen Wärmeplanung. Dabei ging es um Förderbedingungen, Fragen der Kunden, nachhaltige Transformation und ein konkretes Umsetzungsbeispiel.
Der Veranstalter AGFW hat diesen Bericht zur Veranstaltung verfasst.
Für die kommunalen Hauptakteure und damit auch die Stadtwerke, welche vor der Transformationsaufgabe stehen, ist die kommunale Wärmeplanung (kurz kWP) zu einem zentralen Baustein der Energie- und Wärmewende vor Ort geworden. Insbesondere auch durch das in Kraft getretene Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze. Zwischenzeitlich sind die kommunalen Wärmepläne teilweise ausgearbeitet, zugehörige Erfahrungen und Best Practices verfügbar und die Umsetzung vom Plan zur Wende startet oder ist schon gestartet.
Die Veranstaltung "Kommunale Wärmeplanung: Update, Nachhaltigkeit, Umsetzung" der Reihe SW.aktiv zeigte im Oktober konkrete Beispiele aus der Praxis sowie Fördermöglichkeiten auf. Bis zu 210 Teilnehmende, zum Großteil von Stadtwerken und Energieversorgungsunternehmen, tauschten sich bei der virtuellen Veranstaltung aus.
Den Auftakt machte Dr. Heiko Huther, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung beim AGFW, mit einem einleitenden Überblick. Dabei ging er auch auf die jüngst erschienene VKU-Umfrage zum Stadtwerkekongress 2025 ein. Fernwärme und Wärmepumpen würden dabei, in Kombination beziehungsweise einzeln, zentrale Technologien sein. Dementsprechend seien erhebliche Investitionen in den Ausbau und die Ertüchtigung der Wärme- und Stromnetze zu erwarten.
Stand der kommunalen Wärmeplanung und Best Practices
Im Anschluss gab Harald Rapp, Bereichsleiter Stadtentwicklung und Wissensmanagement des AGFW, einen Überblick zum Stand der kWP und zu Best Practices. Dabei ging er unter anderem auf die rechtlichen Rahmenbedingungen ein, etwa die Umsetzung des Wärmeplanungsgesetz (WPG) sowie die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW).
Als Beispiele für Best Practices wurden die Initiative Plattform Grüne Fernwärme und der AGFW/DVGW Praxisleitfaden Kommunale Wärmeplanung als Hilfestellung vorgestellt. Für Gemeinden und auch Bürger sind bei der kWP mehrere Fragen zentral: Wann wird die kWP umgesetzt? Was kostet die kWP? Wie wird die kWP finanziert? Auf diese (und weitere) Fragen lohne es sich, Antworten zu haben und zu kommunizieren.
Kommunale Wärme- und Transformationsplanung: Gemeinsam gestalten
Dr. Nicolas Löser, Geschäftsfeldleiter Wärme der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, gab einen Einblick in die dortige kommunale Wärme- und Transformationsplanung. Dabei zeigte er auf, wie diese gemeinsam erarbeitet werden können, wie sie sich voneinander abgrenzen, aber auch, wie sie ineinandergreifen. Die Chancen und Vorteile der gemeinsamen Erarbeitung liegen unter anderem in der engen Abstimmung der strategischen Planungsinstrumente und nur einmaliger Datensammlung und Datenaufbereitung sowie Nutzung digitaler Zwillinge der kWP für Bestandsanalysen im Transformationsplan. Konkrete Projektbeispiele – wie die Großwärmepumpe eines Industrieparks und die innovative Kraft-Wärme-Kopplung (iKWK) von Abwärme aus einer Kläranlage – unterlegten den Vortrag mit praktischen Lösungen.
„Umsetzung Wärmewende: Pilotprojekt Philosophenviertel in Kiel“
Unter diesem Titel zeigte im Anschluss Kai Kistenmacher, Leiter Privat- und Gewerbekunden der Stadtwerke Kiel, in enger Zusammenarbeit mit Moritz Edinger, Projektingenieur bei den Stadtwerken Kiel, wie die Wärmewende mit Dekarbonisierung in Kiel aussieht. Die Umsetzung der kWP mit 49 potenziellen Fernwärmegebieten findet in phasenweiser Akquise im Zweijahresrhythmus und anschließender Erschließung im Dreijahresrhythmus statt.
Konkret wurde die Vorgehensweise für das laufende Pilotprojekt Philosophenviertel, welches eine Anschlussquote von über 70 Prozent aufweist und im Juni 2025 mit dem Baubeginn gestartet ist, mit den wichtigsten Meilensteinen, insbesondere der Kundeninformation und -akquise, vorgestellt. Herausforderungen unter anderem aus den baulichen Randbedingungen im Viertel mit Lösungen im Bauablauf sowie die gewählte technisch-bauliche Lösung mit PEX-Rohren (vernetztes Polyethylen) wurden vorgestellt. Der Vortrag schloss mit Impressionen der Bauausführung ab.
Förderaufrufe: Vom Plan zur Wende und KEWinnA
Markus Bastek, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projektträger Jülich, erläuterte den Förderaufruf Vom Plan zur Wende als Fördermöglichkeit für die systematische Umsetzung von Quartiersprojekten im Kontext der kWP. Der umsetzungsorientierte Förderaufruf zur Beschleunigung der systematischen Umsetzung kommunaler Wärmepläne umfasst drei Module (Quartiere, Energiesystemanalyse und Synthesemodul) und richtet sich an Praxis und Wissenschaft in Kooperation. Weitere Einzelheiten finden sich unter Förderaufruf Vom Plan zur Wende.
Einen weiteren, erst kürzlich erschienenen Förderaufruf Kosteneffiziente Erschließung von entfernten klimaneutralen Wärmequellen durch innovative Anbindung (KEWinnA) stellte Dr. Huther, AGFW, im Rahmen des Abschlusses der Veranstaltung vor. Dieser Förderaufruf richtet sich vor allem an Energieversorger, Energiedienstleister und Hersteller. Die Förderung umfasst die ganzheitliche Planung und Konzeption zur Erschließung von entfernten klimaneutralen Wärmequellen in Mikroprojekten. Weitere Einzelheiten finden sich unter Förderaufruf KEWinnA.
Die Reihe SW.aktiv wird durch den Themenverbund »Aktivierung der Stadtwerke«, bestehend aus AGFW, Fraunhofer UMSICHT und der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT, organisiert. Immer dienstags, um 15 Uhr, werden zu den bekanntgegebenen Terminen Praxiserfahrungen, Informationen und Impulse rund um Energiethemen auf lokaler Ebene vorgestellt und diskutiert.
Alle Informationen zur nächsten Veranstaltung finden Sie hier. (BW/PKo/Hu AGFW)