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23.11.2022 | Energiewendebauen

Veranstaltung zu Großwärmepumpen: Großes Interesse von Versorgern und Stadtwerken

Bei einer Veranstaltung der Reihe SW.aktiv informierte der Themenverbund Aktivierung der Stadtwerke zu Großwärmepumpen. Gerade Versorger interessieren sich derzeit sehr dafür, leistungsstarke Wärmepumpen in ihre Netze zu integrieren. Mit-Ausrichter AGFW hat einen Bericht zur Veranstaltung verfasst.

Expertinnen und Experten sehen in Großwärmepumpen (GWP) eine der treibenden Technologien für die Wärmewende. Mit Leistungen im Megawatt-Bereich können sie neue Wärmequellen erschließen, etwa Flusswasser oder bislang ungenutzte Abwärme, und diese auf das im Wärmenetz benötigte Temperaturniveau bringen. Entsprechend groß ist das Interesse bei Stadtwerken und Energieversorgungsunternehmern. Dies zeigte die achte Veranstaltung der Reihe SW.aktiv „Großwärmepumpen – Potenziale, Praxisbeispiele und Randbedingungen“.

Knapp 330 Teilnehmende aus den Bereichen Versorgungsunternehmen, Forschung, Beratung, Hersteller, aber auch Fördermittelgeber und Energieagenturen informierten sich und diskutierten Anfang Oktober über die Potenziale von GWP, die Erfahrungen aus zwei in Umsetzung befindlichen Projekten und die regulatorischen Rahmenbedingungen. Über zwei Drittel der Teilnehmer kamen dabei aus dem Bereich der Versorger.

Eine Umfrage zu Beginn der Veranstaltung bestätigte, dass GWP zunehmend auf Interesse stoßen. Sowohl unternehmensintern als auch auf kommunaler Ebene können sie strategische Bausteine sein, etwa bei der kommunalen Wärmeplanung. Es bestehen aber auch genehmigungstechnische und betriebswirtschaftliche Hemmnisse, wie zum Beispiel Fragen zur Genehmigung und Regulatorik oder Unsicherheiten bei den Strompreisen.

Erster Referent war Dr. Andrej Jentsch vom AGFW | Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V. Jentsch zeigte den aktuellen Status des GWP-Einsatzes und den jährlichen Zubaubedarf von 700 MW/Jahr für den Klimaschutz und stellte den deutlich geringeren Stromverbrauch gegenüber H2 oder PTL-Kesseln vor, idealerweise aus EE-Strom für treibhausgasfreie Wärme. Erste Erkenntnisse aus dem Reallabor der Energiewende: Großwärmepumpen in Fernwärmenetzen rundeten den Impuls ab.

Erfahrungsberichte aus der Praxis

Im Anschluss berichtete Felix Hack (MVV Umwelt GmbH) über grüne Wärme aus dem Rhein durch die MVV-Flusswärmepumpe, die Bestandteil der Transformation eines großen, kohle-dominierten Fernwärmenetzes zu klimaneutraler Erzeugung im Jahr 2030 ist. Der Fluss bildet eine hervorragende Umweltwärmequelle für die GWP, die am Standort Großkraftwerk Mannheim (GKM) im Rahmen des Reallabors integriert wird und im zweiten Halbjahr 2023 grüne Wärme ins Fernwärmenetz einspeisen soll. Hack erläuterte wichtige Aspekte im Prozess von der Idee bis zur Planung, wie zum Beispiel die Auswahl des Kältemittels, Fragen zum Standort und zur Genehmigung, oder Einzelheiten zur Anlage und zur Wirtschaftlichkeit.

Mit den Bau- und ersten Betriebserfahrungen einer von drei baugleichen GWP in einem iKWK-System in Rosenheim und des Monitorings im Rahmen des Reallabors knüpfte im Anschluss Josef Schweinsteiger in Zusammenarbeit mit Herrn Sebastian Hochmuth (beide Stadtwerke Rosenheim) an. In „intelligenten Kraft-Wärme-Kopplungs-“, kurz iKWK-Systemen werden fossil betriebene KWK-Anlagen mit erneuerbaren Wärmequellen (z.B. Solarthermie) und elektrischen Wärmeerzeugern (z.B. GWP) verbunden, um auch Netzstabilität auch bei (zu) wenig verfügbarer erneuerbarer Energie zu gewährleisten. Im iKWK-System in Rosenheim übernehmen die GWP etwa 14 Prozent der Fernwärmelast durch Nutzung von Umweltwärme aus dem Mühlbach. Neben grundlegenden Aspekten zum iKWK-System wurden vor allem die Gesamteinbindung der GWP in das Fernwärmesystem und die damit verbundenen baulichen Aufgaben wie die ober- und unterirdischen Anbindungstrasse sowie Einzelheiten und Besonderheiten des GWP-Gebäudes vorgestellt. Ein Blick auf die Projektkosten, bei dem der Anteil der Peripherie wie Gebäude und Anbindungen in gleicher Größenordnung zu Buche schlägt wie die Kosten für die Wärmepumpen, war eine Information, die auch in der Diskussion nochmals erörtert wurde.

Regulatorische Rahmenbedingungen

Frau Dr. Elena Timofeeva, Fraunhofer IEG, ergänzte die Berichte aus der Praxis mit einem Überblick zum Stand der und den Herausforderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen für Großwärmepumpen. Angesprochen wurden unter anderem die niedrigeren Betriebskosten und reduzierte Formalitäten für Wärmepumpen infolge wegfallender EEG-Netzumlage. Weiterhin und unter anderem wurden die Themen Stromnetzentgelte, der Förderrahmen für Großwärmepumpen sowie Herkunftsnachweise für Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien thematisiert.

Der von Dr. Heiko Huther (ebenfalls AGFW) moderierte Dialog zur Vernetzung wurde intensiv, auch über das offizielle Veranstaltungsende hinaus, für Fragen, Diskussion und Austausch genutzt. Diskutierte Themen waren etwa Aspekte der wasserrechtlichen Genehmigungen und Auflagen, die Situation bei Niedrigwasserständen oder Fragen zum Einsatz von Wärmetauschern und deren Kosten sowie Unterhalt.

Im Rahmen des Dialogs wies der AGFW auf seinen Praxisleitfaden Großwärmepumpen hin, der die Themen Technik, Wirtschaftlichkeit und Regulatorik nebst einem Praxisbeispiel behandelt.

Erfolgreiche Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt

Die Reihe SW.aktiv wird organisiert durch den Themenverbund »Aktivierung der Stadtwerke«, bestehend aus AGFW, Fraunhofer UMSICHT und der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT. Alle zwei Monate, immer dienstags um 15 Uhr, werden Praxiserfahrungen, Informationen und Impulse rund um Energiethemen auf lokaler Ebene vorgestellt und diskutiert.

Die nächste Veranstaltung findet am 06.12.2022 zum Thema Tiefe Geothermie statt. (BW/Hu AGFW)

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