Transformation bis 2035: Was das Forschungsnetzwerk Industrie und Gewerbe priorisiert
Das Strategiepapier des Forschungsnetzwerks Industrie und Gewerbe zeigt, welche Technologien Deutschland bis 2035 für eine effiziente, resiliente und wettbewerbsfähige Industrie benötigt. Die Strategie setzt klare Prioritäten und benennt Entwicklungsbedarfe in Forschung und Unternehmen.
Industrie und Gewerbe benötigen rund 40 Prozent der deutschen Endenergie und sind damit ein entscheidender Hebel für die Transformation des Energiesystems und eine effizientere Nutzung von Energie. Das Strategiepapier des Forschungsnetzwerks Industrie und Gewerbe übersetzt die übergeordneten Missionsziele des 8. Energieforschungsprogramms in konkrete technologische Prioritäten. Bei der 2. Energieforschungskonferenz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) haben die Forschenden der Begleitforschung Industrie und Gewerbe (EE4InG2) das Strategiepapier an Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums überreicht. Ende November tauschten sich die am Strategiepapier beteiligten Netzwerkverantwortlichen, die fachlich Zuständigen von BMWE und Projektträger Jülich (PtJ) sowie die Begleitforschung in einem gemeinsamen Workshop über Inhalte und nächste Schritte aus.
Energieeffizienz ist Schlüsselelement für die Industrie
Das Strategiepapier setzt klar auf energieeffiziente und ressourcenschonende Produktionsprozesse. Diese senken Emissionen, reduzieren Kosten und stärken die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Es beschreibt technologische Entwicklungswege für die aktuell sieben Forschungsfelder und ein Cluster. Aus diesen Entwicklungswegen leiten sich acht zentrale Empfehlungen ab, die die strategischen Prioritäten für die kommenden Jahre markieren.
Handlungsempfehlungen der Strategie – auf einen Blick
Das Strategiepapier aller Forschungsfelder führt zu acht übergeordneten Empfehlungen:
- Forschung und Entwicklung stärken – um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten und Innovationskraft zu sichern.
- Planungssicherheit schaffen – insbesondere mit Blick auf die Klimaziele 2045 sowie verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionsentscheidungen.
- Demonstrationsprojekte ausbauen – um die Markteinführung innovativer Technik deutlich zu beschleunigen.
- Forschungsnetzwerk eng in die Weiterentwicklung des 8. Energieforschungsprogramms einbinden – für konsistente Förderstrategien und um erarbeitete Ressourcen effektiv zu nutzen.
- Förderprozesse vereinfachen und beschleunigen – um Zugänglichkeit zu erleichtern und die Hemmschwelle für die Beantragung zu senken
- globale Unsicherheiten systematisch in der Forschungsplanung berücksichtigen – um technologische Entwicklungen resilient gegenüber geopolitischen und marktbezogenen Risiken auszurichten.
- die Vernetzung im Innovationssystem deutlich stärken – um Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungsketten effizienter zu verbinden und Wissensflüsse zu beschleunigen.
- Transfer- sowie Koordinierungsplattformen gezielt weiter ausbauen – um Ergebnisse schneller in die Praxis zu bringen und Kooperationsstrukturen nachhaltig zu stärken.
Technologische Schwerpunkte der Forschungsfelder: Prioritäten und Entwicklungswege bis 2035
Das Strategiepapier des Forschungsnetzwerks Industrie und Gewerbe zeigt klar, dass die technologische Transformation nur gelingt, wenn die zentralen Forschungsfelder konsequent weiterentwickelt werden. Jedes Forschungsfeld adressiert spezifische Technologien und Techniken – von Wärme und Abwärme über Fertigungstechnik hin zur Tribologie – und trägt damit zu einem effizienten, widerstandsfähigen und zukunftsfähigen Produktionssystem bei. Im Folgenden werden für die Forschungsfelder zentrale prioritäre Forschungsthemen bis 2035 genannt.
Die Umstellung auf eine nachwachsende und auf Recycling beruhende Rohstoffbasis sowie die Elektrifizierung und Flexibilisierung von Prozessen.
Die Transformation hin zu energie- und ressourceneffizienten sowie energieflexiblen Prozessketten – ergänzt durch eine weiter vorangetriebene Digitalisierung für resiliente, flexible und nachhaltige Produktionssysteme.
Die Initiierung von Demonstrationsprojekten für supraleitende Energiekabel und Stromschienen, die Optimierung der Kälte- und Kryotechnik sowie die Weiterentwicklung von Anwendungen wie Strombegrenzern und supraleitenden Komponenten in Windkraftanlagen.
Die energieeffiziente Defossilisierung der industriellen Prozesswärme durch Elektrifizierung sowie durch Wasserstoff und seine Derivate – kombiniert mit einer verstärkten Digitalisierung und Flexibilisierung von Prozess- und Anlagentechnik als zentrale Enabler.
Die Entwicklung nachhaltiger Materialien und Schmierstoffe sowie digitaler Simulationswerkzeuge für tribologische Kontakte und Zustandsüberwachungssysteme, um energie- und ressourceneffiziente sowie resiliente Maschinen und Anlagen zu ermöglichen.
Die Demonstration technischer Lösungen für eine flexible Sektorkopplung, insbesondere unter Einbindung thermischer Speicher in realen Anwendungsumgebungen.
Die Erforschung und Optimierung der Nutzung verschiedener Wärmequellen zur Effizienzsteigerung. Außerdem die Entwicklung von Methoden und Technologien, die die Integration und die Standardisierung von Anlagen vereinfachen.
Der Aufbau von Demonstrationsanlagen und die Unterstützung bei der Prozessskalierung, die Implementierung und Erprobung der Materialien zur Steigerung der Energieeffizienz in Endanwendungen sowie eine verstärkte Untersuchung der Nutzungsmöglichkeiten nachhaltiger und recycelter Rohstoffe.
Weitere Technologien für Energieeffizienz und Flexibilität in der Industrie
Neben den etablierten Forschungsfeldern rücken auch neue Zukunftstechnologien in den Fokus. KI-basierte Prozessoptimierung, digitale Zwillinge, betriebliche Gleichstromnetze und Reinraumtechnik könnten zusätzliche Effizienz- und Flexibilitätspotenziale für Industrie und Gewerbe eröffnen.
Zum Weiterlesen
Die vollständige Strategie des Forschungsnetzwerks Industrie und Gewerbe bietet alle Details zu Technologien, Roadmaps und Prioritäten bis 2035. Wer tiefer einsteigen möchte, findet die vollständigen Inhalte im PDF.
Strategiepapier des Forschungsnetzwerks Industrie und Gewerbe